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Stadtleben

Der Filmpalast Ein Frankfurter Nachruf

Wen die Stadtgeschichte an beiden Oderufern interessiert, macht diese Meldung vom Ende des “Piast” betroffen. Schauen wir zurück. Das Zeitalter des guten alten Kintopps in der Dammvorstadt begann allerdings nicht in diesem Haus. 1919 eröffnete als erstes Kino “Lichtspiele” im Gasthaus Victoria-Garten, Leopoldstr. 5. Das staunende Publikum sah die bewegten Bilder natürlich als Stummfilm. (Ab Oktober 1945 hieß diese Straße kurzzeitig ul. Mala, heute ist dieser Straßenabschnittnur noch ein Fußweg ohne Bezeichnung zwischen der Al. Mlodziely Polskiej und der ul. Slowackiego, ehem. Kurze Straße) 1924 war Baubeginn in der Friedrichstraße Nr. 8. Ein Jahr fand die Eröffnung des “Lichtspielpalast” statt – noch in der Stummfilmzeit. Betrachtet man das Schmuckportal, so ist nicht zu übersehen, daß einiges vom damals aktuellen Architekten Kießling abgeschaut wurde. Die Begeisterung für das Kino muß sich in Grenzen gehalten haben, oder waren es die schlechten Zeiten? Jedenfalls wurde es 1930 wieder geschlossen und als Gaststätte “Elysium³ eröffnet. Aber auch dem “Elysium³ waren nur wenige Jahre beschert. 1937, nach dem Umbau, an dem 23 Frankfurter Firmen und vier auswärtige Unternehmen beteiligt waren, wurde das Kino nunmehr unter dem Namen “Filmpalast” am 3.12.1937 mit dem Tonfilm “Patrioten³ wiedereröffnet. Das Haus hatte etwa 350 Plätze. Mit dem Spielfilm “Kongoexpreß”, Hauptdarsteller René Deltgen, endete im Januar 1945 die Zeit des Filmpalastes in der Dammvorstadt. In der Zeit Mai/Juni 1945 demontieren Russen die Vorführtechnik als Kriegsbeute. Nachdem die katholische Kirche Slubice ihr erstes Haus in der ul. Mickewicza 10, früher An der Seidenfabrik 11, aufgegeben hatten, zog dort das Kulturhaus ein. Der ehemalige Gottesdienstsaal wurde nun auch ab 1947 sporadisch für Filmvorführungen genutzt. (Dieses historische Gebäude wurde erstaunlicherweise kürzlich abgerissen) 1948 war man dann soweit: Der ehem. Filmpalast ging wieder in Betrieb, nun unter dem Namen “Kino Piast³. Leider war ich nur einmal in diesem Kino. 1981 wurde “Star Wars” gegeben, ein Film, der in der ehem. DDR nie gezeigt wurde. Ich habe damals 1 1/2 Stunden angestanden! Nicht am Kino, sondern an der Grenze. Wegen Solidarnosc war von der DDR die Schließung der Grenze in drei Tagen angekündigt und viele wollten eben noch mal rüber. Den Film fand ich nicht so toll, aber der Kinoraum hat mich beeindruckt. Der Saal ähnelt sehr dem alten Kino “Efka³ in der Luisenstraße, das in den 1970er Jahren wegen der geplanten, aber bis heute nicht realisierten Straßenbahntrasse ins Hansaviertel abgerissen wurde.