:: Politisches aus Frankfurt (Oder) ::

Stadtleben

Frankfurt bei Nacht

aus „ya basta“- „die gnadenlos politische Zeitung für Frankfurt (Oder) und anderswo“ Ausgabe Nr. 8 Dezember 1997

Freitag 31.10.1997: Es ist 21:45 Uhr als die beiden polnischen Studenten die Straßenbahn an der Haltestelle Zentrum verlassen. Schon beim Aussteigen bemerken sie einige Grüppchen von Jugendlichen mit kurzgeschorenen Haaren und bomberjacken, die sich in der Nähe des Oderturms tummeln.

Die beiden Studenten werden angepöbelt. Um sich nicht unnötigen Gefahren auszusetzen, biegen die beiden in den schmalen Hohlweg zwischen Oderturm und Bauzaun ein.

Doch umsonst. einer der kurgeschorenen hängt sich direkt an sie und zerrt an der Jacke eines der Studenten, weitere folgen in ca. 20m Abstand. wieviele ihnen folgen, das können die beiden Studenten nicht feststellen. sie wollen sich nicht umdrehen, denn das könnte auf die Rechten provozierend wirken.Die Pöbelei geht weiter. “Ey, seid ihr Zecken?” werden sie gefragt. mit der beschwichtigenden Antwort “Nö! Nö!” gibt sich der Vefolger jedoch nicht zufrieden, er dränkt weiter: “Ihr seit Ausländer was?!” Etwa drei Meter vor der Eingnagstür des Oderturms, am Ende des hohlweges hat sich die Situation zugespitzt. Den eiden polnischen Studenten ist mulmig. “Lieber Gott, mach, daß die Tür auf ist!” sagt der eine zum anderen auf polnisch.

die Tür ist offen, doch als einer der Studenten sie öffnet, schlägt der Nazi den anderen zusammen. mit einem abgeschnittenen lackierten Baseballschläger oder einer langhalsigen Flasche – geau ist das für das opfer nicht zu erkennen.

Die beiden retten sich in den Oderturm. Der Zusammengeschlagene bricht fast zusammen. Blackout – das Blut läuft den Nacken hinunter und durchtränkt sein Halstuch.

Angst, Schock. nur noch raus aus Deutschland, das war das einzige, an was die beiden noch denken konnten.

eine Platzwunde am Kopf und zwei Leute mit Schock, das ist die bilanz dieses erneuten Übergriffes  Rechtsradikaler. Übergriffe, die sich willkürlich gegen Menschen richten, die anders aussehen.

Dieser Übergriff scheint einige Leute wiedermal wachgerütelt zu haben.
Eine Lichterkette wurde organisiert, viele schöne Reden geschwungen und Betroffenheit gäußert – mensch wolle die Probleme angehen und etwas ändern.

Schade nur, daß mensch fast vergaß, die opfer zu dieser Veranstaltung wenigstens einzuladen, und daß die weißen “Anti-Gewalt-Schleifen” am nächsten Tag kaum an einer Jacke zu sehen waren.

Nun gut, immerhin 2000 der 78000 Einwohner waren bei der Lichterkette dabei, aber ob sich seit dieser Aktion was geändert hat, wage ich zu bezweifeln.

Mit Lichterketten kriegt mensch die braune Pest nämlch nciht zum kapitulieren, höchstens zum spotten, wie das “plakatierte” Umfeld des Veranstaltungsortes zeigte.