:: Politisches aus Frankfurt (Oder) ::

Stadtleben

Wo bitte bleibt die Recherche?

Alles wird in unserer schönen neuen Welt “3D”, das Kino, der Fernseher… nur die Märkische Oderzeitung (MOZ) scheint krampfhaft zu versuchen die dritte Dimension (die Tiefe) sukzessive ausblenden zu wollen. Dieser Artikel ist ein typisches Beispiel. Was hat das noch mit Journalismus zu tun? Ein Bürger schickt einen Brief an die MOZ, die leitet den an die Pressestelle der Stadt weiter und danach wird die Antwort abgedruckt. Ist das etwa die Auffassung der MOZ von Recherche? Das Thema selbst wird seit Monaten hochgezogen – soll also offensichtlich keine belanglose Eintagsfliege sein. Und trotzdem schafft man es nicht mal ein wenig Hintergrundinfo zu recherchieren und einzupflegen? Nach meinem Kenntnisstand ist die Situation (meistens) nämlich so. Die Ruinengrundstücke sind oftmals im Zuge der Wendeeuphorie zu Beginn der 90er Jahre hochbelastet worden. Die (westdeutschen) Banken haben – in Ermangelung entsprechender Erfahrunswerte – den Eigentümern hohe Kredite / Grundschulden zugestanden. Maßstab waren für die Kreditinstitute die jahrzehntelangen Erfahrungen aus Westdeutschland. Soll heißen: Grundstück der Größe X in einer Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern, Innenstadtlage, Nähe Hauptbahnhof, etc. kann mit der Summe XYZ belastet werden.

In den Folgejahren kristallisierte sich dann aber heraus, dass die Entwicklung in Ostdeutschland eine andere ist, als im Westen. Einwohnerschwund, Zusammenbruch weiter Teile der Wirtschaft, etc. Seit Mitte der 90er Jahre stürzten die Immobilienpreise. Folge: Wir haben heute in der Stadt eine Vielzahl von Grundstücken, die keiner mehr mit einer Zange anfassen will, weil da Schulden draufliegen, die bei einem Vielfachen der heute in Frankfurt (Oder) noch zu erzielenden Grundstückspreise liegen. Ich kenne Fälle von solchen Ruinengrundstücken – ich bin gar nicht sicher, ob das im Artikel genannte nicht sogar auch dazu gehört – die heute im freien Verkauf maximal vielleicht noch ein paar Zehntausend Euro bringen würden, aber mit hunderttausenden belastet sind. Wer soll also an die Grundstücke noch ran? Insbesondere, falls die Eigentümer zwischenzeitlich vielleicht sogar Insolvenz angemeldet haben – was bei einem Teil der Grundstücke (z.B. Collegienhospital) auch der Fall ist – und die Grundstücke nun Teil irgendeiner Insolvenzmasse sind. Wer ist so bescheuert die Auszulösen, wenn er sich damit einen Berg Schulden aufhalst, weil die Gläubiger nicht einverstanden sind auf ihre eingetragene Grundschuld zu verzichten?

Das ist, nach meinem Wissen, im größten Teil der Fälle der Hintergrund, warum nichts passiert. Und auch, wenn ich selbst gewiß kein Fan von Stadtverwaltung oder Ordnungsamt bin, muss man hier tatsächlich einräumen, dass der Stadt meistens die Hände gebunden sind. Erst, wenn von den Grundstücken eine Gefahr ausgeht (z.B. als vor 3 Jahren in der Berliner Str. Teile des Daches von einer der Ruinen fielen) kann die Stadt aktiv werden. Wobei es dann auch nur darum geht, die unmittelbare Gefahr abzustellen.

Es ist bechämend, dass eine Zeitung, auf solche Dinge überhaupt nicht eingeht, gerade wenn es sich um eine mehrmonatige Artikelreihe handelt. Stattdessen werden nur noch flach Meinungen gegenübergestellt.