:: Politisches aus Frankfurt (Oder) ::

Stadtleben

Das Paradies wurde verriegelt!

Einige Gedanke an das Kleist-Theater und zur aktuellen Kultursituation in Frankfurt (Oder).

10 Jahre Kleist ohne Theater – Sie erinnern sich noch? Da gab es doch ein Theater am Rande der Stadt?

Das ehemalige Frankfurter Kleist-Theater blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. In den 20er Jahren als Landschulheim für die Ausbildung von Musikschullehrern gegründet, wurde es aufgrund des Bühnenhauses samt Turm im Jahr 1945 zum Ersatztheater für den im Krieg zerstörten Frankfurter Theaterbau am Wilhelmsplatz. Es folgten diverse Anbauten und der Einbau eines Ranges in den Zuschauerraum, so dass Kapazitäten für insgesamt 380 Besucher vorhanden sind. Bis Mai 2000 wurde das Theater durch ein Ensemble bespielt, nach dessen Abwicklung fanden bis Februar 2001 Gastspiele über den Theaterverbund statt. Seitdem blickt das Haus einer ungewissen Zukunft entgegen.

27 Stadtverordnete hatten damals für die Vorlage, 17 dagegen votiert. Der Oberspielleiter des Kleist-Theaters, Funke, hat noch eine flammende Rede gehalten, er sei ungehört geblieben.

Dieser Duft ging wohl nicht um die Welt. Er blieb im Lande. Die Geruchsnote, die der von naßforschen Politikern betriebene Vorgang verbreitete, war der der zivilen Verwesung, die nur aufs Geld sieht, weil es nicht da ist. Wahrscheinlich ist das Kalkül. Aber die Frage, die nach der eilfertigen Schließung Frankfurt (Oder) beschäftigte, war eigentlich nur, wie gleichgültig den Regierenden des Landes Brandenburg ihr Versagen eigentlich sein kann.

Frankfurt (Oder) war das erste B-Theater der DDR, das nicht überlebt hat. A-Theater waren früher die großen Staatsbühnen in Berlin, Weimar und Dresden, B-Theater alle in den Bezirkshauptstädten sowie einige Ostberliner Häuser (Volksbühne, Komische Oper), C-Theater die Stadttheater. Die Klassifizierung gab Auskunft über die Höhe der Subventionen. Frankfurt (Oder) war ein betuchtes Theater. Die DDR- Kulturpolitik hat viel Geld ausgegeben, die Leute ruhig zustellen. Es war kein schlecht angelegtes Geld.
Mit der Schließung geht viel Identität verloren, meinte eine Frankfurter Bürgerinitiative, die damals für das Theater kämpfte. “Obwohl den Ostdeutschen im Einigungsvertrag der Erhalt der kulturellen Infrastruktur zugesagt wurde, sind sie jetzt die Betrogenen und Belogenen”, schrieben sie, als herrsche der Mief in Bonn. Es stinkt aber in Potsdam und Frankfurt. Vielleicht geht nur die Zeit des Duldens zu Ende.

“Das Haus zu schließen wäre das Blödsinnigste, was man tun kann”, sagt damals der Bochumer Intendant Leander Haußmann, für den das Kleist-Theater ebenso Karrierestation war wie für die ähnlich renommierten Theatermacher Frank Castorf und Andreas Kriegenburg. “Zu DDR-Zeiten wäre so was niemandem in den Sinn gekommen”, glaubt Haußmann, selbst in Quedlinburg geboren und im Osten aufgewachsen, “und auch heute braucht man solche Bühnen, damit sich Leute ausprobieren können, ohne gleich in Gefahr zu kommen, verheizt zu werden.”

Der damalige Oberbürgermeister Pohl redete davon, nur die Zuschüsse halbieren zu wollen und Spielplanlücken notfalls mit Senioren-, Schüler- und Puppentheater zu füllen und doch war der Untergang des Theaters, in dem schon 1755 Lessings “Miss Sara Sampson” uraufgeführt wurde, besiegelt. “Die Gegend an der Oder versteppt”, trauerte Intendant Weber, “ins Kleist-Theater kann Aldi einziehen”, frotzelt damals die “Woche”.

Die Komplettschließung eines Theaters war ein Novum in der seit Jahren von Spar-Attacken gebeutelten Kulturszene in den neuen Bundesländer. Zwar war schon bald nach dem Mauerfall klar, daß einige vom Honecker-Staat üppig subventionierte Dreispartenhäuser abspecken müssen, etwa durch Zusammenlegung und Spartenkürzungen. Acht größere Fusionen und jede Menge Stellenabbau gab es damals in den neuen Bundesländern, im Sommer 2000 sollten sich zudem die Theater in Plauen und Zwickau vereinigen. Daneben kapitulierte etwa das Tanztheater des Schauspiels Leipzig 1998, die Oper in Bautzen 1995.

Mit der Abwicklung des Kleist-Theaters haben die zum Sparen entschlossenen Politiker in einem in Ostdeutschland bislang ungekanntem Maße zuschlagen; das Bundesland Brandenburg wurde zum Experimentierfeld der neuen Knauserigkeit. Wie es Sitte ist, wenn Politiker keinen Rat mehr wissen, suchten die Brandenburger Hilfe bei einem Unternehmensberater. Der Berliner Rechtsanwalt Werner Ehmann durchforstete die Bühnenstandorte Frankfurt (Oder), Potsdam und Stadt Brandenburg auf der Suche nach Einsparpotential – und wurde fündig: Er sehe “keinen Bedarf” mehr für das Musiktheater in der Stadt Brandenburg, das Kleist-Theater in Frankfurt (Oder) und die Brandenburgische Philharmonie Potsdam.”

Schließe man die Häuser und Sparten, so rechnete Ehmann vor, ließe sich die Zahl der Mitarbeiter von insgesamt 658 auf 380 reduzieren. Erhoffte Kostenersparnis: 15 Millionen von bisher 60 Millionen Mark Zuschußgeldern. In Potsdam beschlossen die Stadtverordnetenversammlung daraufhin, die 67 Musiker starke Brandenburgische Philharmonie abzuwickeln, um jährlich 3,8 Millionen Mark einzusparen.

Für Empörung sorgte Ehmann mit seinen Vorschlägen im ganzen Osten – denn egal ob in Leipzig, Anklam oder Frankfurt (Oder).

Hätten Proteste und Demonstrationen gegen die Politiker-Sparwut geholfen?
“Haben wir alles gemacht”, berichtete mit bitterer Stimme der Frankfurter Intendant Weber. Zwei Mitarbeiter des Kleist-Theaters hatten sich 1997 mit einem 16tägigen Hungerstreik für den Erhalt des Musiktheaters in Frankfurt (Oder) eingesetzt – mit ordentlicher Medienresonanz, aber ohne Erfolg.

Zumindest mittelfristig vom Abbau verschont blieb, auf Kosten des Kleist-Theaters, allein das Frankfurter Staatsorchester. Das sei “ein sehr guter Botschafter der Stadt im In- und Ausland”, so Oberbürgermeister Pohl damals in einem Interview. Das Theater spiele nur fürs “Zeitungsfeuilleton”.

Schönes Paradox am Rande des Kahlschlags damals im Lande Brandenburg: In Potsdam, Frankfurt (Oder) und in der Stadt Brandenburg sind “Kongress- und Theaterzentren” im Bau oder in Planung. Die neuen Hallen sollen mit Gastspielen gefüllt werden – vorzugsweise mit Musicals und kalifornischen Dreamboys.
Wie gut das in Frankfurt (Oder) gelungen ist zeigt sich aktuell am Kleist Forum.

Auch 10 Jahre nach der Schließung des Keist Theaters versuchen die Stadtoberhäupter in Frankfurt (Oder) an der Kultur zu sparen. Erst Kürzlich wurde von der Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches die Sparpotenziale im Kulturbereich aufzeigen soll, für Kritik sorgte einzig der Umstand das junge BWL und Jura Studentinnen das Gutachten erstellten.
Kritik äusserte keiner an Andreas Spohn, welcher den Auftrag gegeben und finanziert hat. Andreas Spohn ist Stadtverordneter, Mitglied der SPD und auch Aufsichtsratsvorsitzender der Messe- und Veranstaltungs GmbH (MuV). Und ist auch ein Chef mit vielen anderen guten Posten.
Also für wen, wenn nicht für die MuV ist dieses Gutachten wenn es so umgesetzt wird Überlebensgarant? So kann mensch dieses Gutachten getrost als Lobbyarbeit bezeichnen, während andere es in den Himmel loben so die JN äh JU, die Jugend Organisation der CDU, die bestehen übrigens aus Jura und BWL Studentinnen, die ihre Ziele immer nach dem Machtklüngel aus SPD, CDU, FDP richten um auch ja dazu zu gehören. So bleibt abzuwarten wie der neue Oberbürgermeister Martin Wilke das Problem Kulturhaushalt angeht. Vom Parteilosen Wilke welcher vom Machtklüngel aus SPD, CDU und FDP sowie von vielen Wirtschaftsunternehemen im Wahlkampf gesponsert wurde erwarten die üblich Verdächtigen im Rathaus einiges, vor allem ihre Positionen behalten zu dürfen und auf ein weiter so in Frankfurt (Oder)