:: Politisches aus Frankfurt (Oder) ::

Stadtleben

Kunst für die Katz?

Frankfurt und Slubice lagen still an diesem Sonntag. Sie wehrten sich nicht, als eine handvoll künstlerisch Angehauchter es unternahm, neuen Wind in eine aufgeblasene Debatte zu bringen. Unter dem sich schwindlig drehenden “M” auf dem Dach der McDonald’s-Filiale versammelte sich der verwegene Bund, wehenden Haupthaares und roter Backen, wie Busch’sche Lausbuben: Maxe und Moritze vor dem Streich. Es war klar, was zu tun war. Zwei Strassen sollten umbenannt werden. Die Leiter war zur Stelle, die papiernen Strassenschilder klemmten aufgerollt unter den Achseln. Schnellen Schrittes eilte man zur Tat, die Gruppe trennte sich.

Ein Männchen in grüner Uniform entfleuchte dem grell erleuchteten Schlund der Grenzabfertigungsanlage, als Rosa Luxemburg in Karnevalslaune ihren Namen an Slubfurt abtrat. Frohlockend tänzelten ihr zu Füßen die Männer und hielten alles in Bildern fest. Das Männchen in Grün steuerte auf das “M” zu, und die Verwegenen entkamen über den großen Fluß, auf der Suche nach neuen Wegen über die Oder.

23.20 Uhr stand später unter dem Foto in der Wyborcza, Tatzeit. Die Arbeitereinheit hatte ihre Strasse in Slubice verloren, gleich oben am Hotel Europa. Balancierend auf der drittletzten Leitersprosse stemmte sich ein Mann in schwarzem Mantel gegen das Schild und drückte ihm Slubfurcka auf, als die beiden Polizisten in ihrem Polonez in den Kreisel einbogen. Flatternde Capes hinter sich herziehend entkamen die Männer und sammelten sich in einem der nächsten Hauseingänge, bis sie, nur wenig später, wieder hinausgingen um Licht ins Dunkel zu bringen, an der Ecke zu Mickiewiczs Straße.

Doch die Polizisten verbrüderten sich mit dem Gesetz, nicht mit den Trägern des Kommenden. So sollte auch der Anruf beim Bürgermeister, per Mobilfunk die Freiheit der Kunst beschwörend, bei diesem auf Wohlgesonnenheit, bei den Uniformtragenden aber nur auf Desinteresse stoßen.

Er sei nur seinem Vorgesetzten hörig, sagte der Polizist im Polonez, als, vorbei an der Gruppe, die es im windigen Dunkel zwischen den Häuserfronten kalt erwischt hatte, eine graue Katze den Heimweg antrat. Den selben Weg nutzend wie immer.

Michael Kurzwelly hat mit der Umbenennung einen gelungenen Streich zur rechten Zeit in Frankfurt gewagt. Erst kürzlich lief in Nähe der Grenze ein Ehepaar – die Frau verwies darauf, hier sei vor kurzem schon die Strasse umbenannt worden. Es wird geredet.