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Stadtleben

Achtung: die Spargelsaison geht zu Ende – wann beginnt die Saure-Gurken-Zeit?

Die vielen Frankfurter, die im frühen Sommer die Grenze überqueren, um polnischen Spargel zu kaufen, haben nun einen Grund weniger, sich an das andere Ufer zu begeben. Die Spargelzeit geht ihrem Ende entgegen, an der Brücke werden nur noch Reste verkauft, in der Zigarettenstraße sind die Sonderverkaufseinrichtungen längst verschwunden. Damit geht eine Saison vorüber, die den Słubicer Alltag entscheidend geprägt hat. Zwar kennt man in Polen Spargel kaum als Delikatesse, aber durch die für den deutschen Markt bewirtschafteten Spargelfelder wurden die Bürger der Dritten Polnischen Republik zumindest im Westen des Landes auf das edle Gemüse aufmerksam — so hat der Einkaufstourismus einem seltenen Kulturtransfair von Deutschland nach Polen stimuliert. In Słubice hat inzwischen der ein oder andere Händler die “Szparagi” selbst probiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Deutschen gar nicht so blöd sind, wie man annehmen sollte — immerhin sind selbst die polnischen Preise verhältnismäßig hoch und die weiß-grünlichen Stengel wirken auf Unkundige kaum Appetit erregend. Deshalb drängen auch in der Spargelsaison viele Händler auf die Straßen rund um die Stadtbrücke — der Spargel sorgt für Umsätze, die sonst nur noch mit Zigaretten zu erzielen sind.

Kazimierz Wozniak macht die Konkurrenz in Grenznähe keine Sorgen. Er hat seine Stammkunden, die ihn seit Jahren im Hausdurchgang gleich hinter dem Kino Piat aufsuchen, um Obst und Gemüse zu kaufen. Er ist auch schon auf die Zeit danach vorbereitet, hat bereits erste Gurken eingelegt. “Es geht jeden Moment los”, meint er mit einem wissenden Lächeln. “Wenn erst die Kleingärtner liefern, ist es so weit.” Wozniak ist bekannt für sein geheimnisumwobenes Schnellgurkenrezept, welches aus einem Jahrhunderte alten polnischen Kochbuch stammt, das der Händler an einem sicheren Ort aufbewahrt. slubice.de & frankfurt.pl ist es gelungen, Kazimierz Wozniak dieses Geheimnis zu entlocken — nun können sich alle interessierten Zeitgenossen in Frankfurt Oder Słubice zünftig auf die Saure-Gurken-Zeit vorbereiten:

Rezept für 5 Kilo gewaschene, frische Gurken von einigen Dutzend Gramm:

– Man nehme vier Stengel getrockneten Dill, vier Kirschbaum -oder Weinblätter, eine Knoblauchzehe, einen Esslöffel grobkörnigen Pfeffer, einen Esslöffel Senfkörner sowie einige Blätter Meerrettich.

– Nun gieße man die Gurken und Kräuter mit drei Litern lauwarmen Wassers auf, in dem man zuvor pro Kilo einen Esslöffel Salz gelöst hat, belaste die Gurken mit einem Deckel, damit sie vom Wasser bedeckt sind.

– nach drei Tagen sind die Schnellgurken bereits fein aromatisch.